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Vom Zuhausesein und ankommen

Es war recht ruhig hier in den letzten zwei Wochen. Was daran liegt, dass gerade recht viel los ist bei uns. Unter anderem ist uns die Wohnung aufgrund von Eigenbedarf gekündigt worden. Das war heute Anlass für mich, in einem ganz anderen Stadtteil unterwegs zu sein. Eigentlich wollte ich nur mal an einem Häuschen vorbei gefahren, von dem ein Freund gehört hat, dass es frei wird. Aber dieser Stadtteil grenzt an einen Wald. Noch wichtiger als das Haus ist für mich die wilde Umgebung.

 

Ich fahre also bis an den Waldrand und schaue in den Wald hinein. Das Trommeln eines Spechtes hallt mir entgegen. Ich lausche. Lausche auf die Geräusche der Stadt hinter mir und auf die Geräusche des Waldes vor mir. Es fühlt sich an, als würden die Vogelstimmen plötzlich lauter und vielseitiger werden. Jemand hat ein paar Bretter als kleine Brücke von der Straße über das Bachbett gelegt, das den Wald hier umgibt. Das ist der Eingang. Der Eingang in die wilde Welt. Ich lasse mich in sie hinein ziehen.

 

Ich folge verschlungenen Pfaden. Überall streckt sich mir frisches Brennnesselgrün in bester Erntehöhe entgegen und ich plane das Abendessen. Noch bin ich mehr im Denken als im Fühlen. Aber irgendwann öffnet sich das mich umgebende Gestrüpp. Es öffnet sich in einen lichten Buchenwald. Er ist noch unbelaubt und es ist so viel heller hier als an den unbewirtschafteten, dicht bestandenen, steilen Mischwaldhängen vor meiner derzeitigen Haustür. Ich staune die grauen Säulen an, die sich in den Himmel strecken. Im Sommer werden die grünen Blätter ein geschlossenes, grün schimmerndes Dach bilden. Dann muss ich unbedingt nochmal hierher, in diese natürliche Kathedrale.

 

Es ist so schön hier, dass ich lange verweile. Ein Bussard zieht rufend über mir seine Runden. Ich höre einen Grünspecht, ganz nah, aber ich kann ihn nicht entdecken.

 

Lange sitze ich auf einem querliegenden Stamm und betrachte die vielen Buchen in allen denkbaren Lebensaltern. Vom kleinen Keimling bis zu den mächtigen, vieläugigen Mutterbäumen. Ich sitze hier und versinke in der Buchenstimmung. Keine Ahnung, wie lange, aber es muss recht viel Zeit vergangen sein.

 

Da flattert plötzlich der Grünspecht an mir vorbei, so nah, dass ich die Flügelschläge hören kann.

 

 

Ich bin dankbar für die erdende Zeit im Buchenwald heute. Und noch mehr dafür, dass ich schon wieder eine Weisheit aus der Natur für mich mitnehmen durfte:

 

Letztendlich ist es egal, wo ich in einem Jahr wohnen werde. Zumindest, solange es Wälder gibt.

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