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Eisregen

Heute Nacht hat es Eis geregnet. Nach dem Aufstehen blicke ich aus dem Fenster und es hüpfen kleine Hagelkörner auf dem mit einer dicken Eisschicht bedeckten Boden. „Meiden Sie Autofahrten. Bleiben Sie zuhause.“ vermeldet die Wetter-App. Aber das möchte ich aus nächster Nähe sehen. Natürlich nur zu Fuß.

 

 

 

An den Stellen draußen, wo jemand versucht hat, die Eisschicht aufzubrechen, um den Gehweg freizulegen, liegen dicke Eisschollen am Wegrand. Die immer noch fallenden Hagelkörner frieren außen an meiner Kapuze fest. Ich glaube, das habe ich so noch nie erlebt hier in Mittelhessen. Das ist kein gutes Wetter zum Spurenlesen, zumindest nicht für mich Anfängerin. Ich hinterlasse nahezu keine Fußstapfen auf dem Eis. Vielleicht könnte jemand sehr Geübtes meine in der Kälte tropfende Nase verfolgen.

 

 

 

Im Wald ist es allerdings wärmer und halb so spektakulär, was die Eismengen angeht. Die Grashalme, die aus der hier dünneren Eisschicht ragen, sind gefroren. Bei Berührung bricht das dünne Eis um sie herum. Die Pfützen unter der Eisschicht sind noch matschig. Beim Drauftreten biegt sich das Eis, bevor es in große Stücke bricht. Ich habe Spaß wie ein Kind! Auf dem Waldboden sinke ich auch leicht in eine dünne Schneeschicht ein. Vielleicht finde ich also doch Spuren? Mit dem Blick auf dem Boden entferne ich mich immer weiter von den großen Wegen. Gerade als ich meine, die Spuren eines Fuchses entdeckt zu haben, bricht in unmittelbarer Nähe ein größerer Ast aus einer Buche und fällt zu Boden.

 

 

 

Dem Wald geht es aufgrund des Klimawandels nicht gut. In letzter Zeit mussten die Äste zudem Schnee und Eis tragen. Ich fühle mich nicht sicher und kehre lieber um.

 

 

 

Wieder aus dem Wald draußen erweitere ich meinen Streifzug um ein paar Straßen meines Wohngebietes. Ich erfreue mich daran, dass hier noch fast jedes Haus einen Garten hat. Alte Gärten, in denen zum Teil große Bäume stehen. Viele Hecken und Ecken, in denen so einiges Wildes wächst. Ich bewundere noch eine Weile, was hier alles leben darf, bis mich der Gedanke an einen warmen Tee nach Hause lockt.